
Coastal Rowing Beach Sprint ist der neueste Hype im Rudersport und ich durfte mittendrin sein und es am ersten Wochenende im September 2025 bei der „German Coastal Challenge“ in Warnemünde ausprobieren. Doch was vom Strand aus zu Beginn einfach aussah, entwickelte sich
auf dem Wasser zu einer echten Herausforderung.
Beach Sprint wird erstmals bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles mit dabei sein und beginnt mit einem 25 Meter Sprint zum Boot, gefolgt von einem blitzschnellen Einstieg und einem Slalomparcours, der in vorgegebener Richtung auf einer Strecke von 250m um drei Bojen führt. Nach dem Erreichen der hintersten Boje muss eine 180°-Wende vollzogen werden, bevor es wieder in einem direkten Kurs zurück zum Strand geht. Doch damit nicht genug: Der Ausstieg aus dem Boot und ein weiterer
Sprint zurück zur Startlinie, wo ein Buzzer zum Ende der Zeitmessung gedrückt werden muss, bilden den Abschluss eines jeden spannenden Rennens, die nicht oft um Zehntel Sekunden und einem Hechtsprung zum Buzzer entschieden werden. Denn das spannende beim Beach Sprint ist, dass nach einem Einzelzeitfahren die Ausscheidungsrennen, auch KO-Rennen genannt, beginnen, wobei immer zwei Sportler gegeneinander antreten: Der Verlierer des Rennens scheidet aus und der Gewinner kommt weiter in die nächste Runde.
Herausfordernd sind die sich ständig ändernden Bedingungen und unvorhersehbare Zwischenfälle: Mal erwischt man mit
dem Skull eine Boje und bleibt daran hängen und wieder andere Male treibt man mit der Strömung in unerwünschte Richtungen oder man hat kurzzeitig Probleme mit den Wellen. Orientierung, Kontrolle und Schnelligkeit sind in dieser Disziplin also von großer Bedeutung.
Zum Glück hatten wir bereits am Freitag die Möglichkeit mit den Coastal Booten den Parcour und vor allem das Ein- und Aussteigen einige Male zu üben, da jede falsch genommene Boje zwischen 30 und 120 Sekunden Zeitstrafe bedeuten und auch die ersten Ausstiege bei fast allen von uns mit einem Tauchgang im Meer endeten.
Mein Einzelzeitfahren am Samstag verlief leider nicht wirklich gut. Ich hatte Probleme mit der Orientierung nach der Wende und fuhr dadurch einen relativ großen Umweg, was mich ziemlich viel Zeit kostete. Doch das Gute: Im Beach Sprint entscheidet das Time-Trial nur gegen wen man im ersten KO-Rennen startet, denn dabei gilt Platz 1 gegen 8, 2 gegen 7 und so weiter. Am Ende wurde es bei mir der 7. Platz im Time-Trial, so dass ich im ersten KO-Rennen gegen den 2. Platz antreten musste. Eine Niederlage würde ein direktes Ausscheiden bedeuten und das Regatta-Wochenende wäre somit für mich beendet gewesen.
Attention, go! Das Startsignal ertönte und durch meinen etwas schnelleren Startsprint und einen relativ guten Einstieg fuhr ich etwas früher als meine Gegnerin aus Regensburg los und konnte mir wichtige erste Meter Vorsprung sichern. Nach der Wende waren wir in etwa auf gleicher Höhe und es blieb weiterhin spannend. Erneut hatte ich starke Probleme mit der Strömung und kurzzeitig sah es danach aus, dass meine Konkurrentin gewinnen würde. Doch im Coastal ist kein Rennen bis zum Endsprint am Strand entschieden und so hieß es, noch einmal alles zu geben.
Mit sichtlich mehr Tempo im Boot ruderte ich die letzten Meter in Richtung Strand und sicherte mir mit einem starken Endsprint und 2,67 Sekunden Vorsprung noch den Sieg. Ab ging es nun ins Halbfinale mit nur etwa 15 Minuten Erholung zwischen den beiden Rennen. Doch das Halbfinale verlief für mich nicht sehr gut. Schon früh im Slalomparcours wurde mir klar, dass ich zu viel Kraft im vorherigen Rennen gelassen hatte, sodass es mir schwerfiel, das 30kg schwere Coastal-Boot auf Tempo zu bringen. Meine Gegnerin aus Dresden gewann das Rennen und so ging es für mich nun ins B-Finale, wo ich direkt danach mit nur 7 Minuten Pause gegen die diesjährige deutsche Einer-Fahrerin der U19 WM, antrat.
Doch auch dieses Rennen verlor ich und wurde damit im Gesamt-Ranking Vierte, was für das erste Mal ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis ist. Zwar verpasste ich knapp eine Medaille, doch der Spaß, die Erfahrung und die tolle Atmosphäre während des Events werden mir noch lange in Erinnerungen bleiben. Zur großen Überraschung wurde ich durch die Bundestrainer zur anschließenden U19-Nationalmannschaftsbildung eingeladen, wo wir in den nächsten vier Tagen Time-Trials und Liga-Rennen im Einer und Mixed-Zweier ausfuhren und daraus die Rangliste für die EM und WM gebildet wurde.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der PRG bedanken, die mich von Anfang an unterstützt und mir die Möglichkeit gegeben hat, an diesem Event teilzunehmen. Danken möchte ich zudem Harald für seine Unterstützung und Begleitung mit dem Motorboot, als Olli im Urlaub war und auch meiner Trainerin Cinthia, mit deren Kraft- und Stabitrainings ich mich optimal auf den Wettkampf und den vorausgegangenen Ergotest für die Nationalmannschaftsbildung vorbereiten konnte. Ein ganz besonderer Dank gilt meinem Trainer Olli, der mich intensiv vorbereitet, motiviert, gepusht und auch an Tagen, an denen es nicht so gut lief, an mich geglaubt hat. Vor allem hast du mir geholfen, mich nach meinem misslungenen
Time-Trial mental wieder aufzubauen und ich so das folgende sehr schwierige Rennen erfolgreich für mich entscheiden konnte. Vielen Dank auch, dass du extra zum Wettkampf nach Warnemünde gekommen bist.
Ohne euch alle wäre dieses Ergebnis nicht möglich gewesen!
Ella-Solène Chave